Marie-Emmanuelle aus Paris, Gast in der Regionalgemeinschaft Aachen u. Köln schreibt:
Anlässlich meines Aufenthaltes in Köln im Januar, habe ich Beate Bleck eingeladen, an unserem Nationalkongress im darauffolgenden Sommer teilzunehmen. Im Gegenzug hat sie mich zum Regionalwochenende ihrer Gemeinschaft eingeladen, das vom 18. bis 20. September stattfand.
Ich war einerseits begeistert von dieser Begegnung, andererseits gestresst, weil ich 48 Stunden nonstop Deutsch sprechen und verstehen musste. Aber ich war sicher, dass meine Übung in dieser Sprache und der Geist mich unterstützen würden.
Mehrere Überraschungen: das Thema des Wochenendes „Von den Konflikten zur Versöhnung“ wurde bereits mehrere Monate im Voraus gleichzeitig mit den Anmel-dungsunterlagen übersandt. War das Ziel dieses Wochenendes, möglichst viele Mitglieder einzuladen oder nur die, die sich für das Thema interessierten? Wir waren 17 Teilnehmende aus der Regionalgemeinschaft. Schließlich wurde das Wochenende von Beate Bleck, Tim Mennel und Frank Oboth organisiert. Außerdem war das Wochenende offen für Menschen, die die GCL kennen lernen wollten.
Dieses Wochenende wurde für mich eine Mischung einer Bildungstagung und einer Einkehr gemäß den Exerzitien. Nach der Vorstellungsrunde war ich sicher, dass ein Drittel der Anwesenden sehr gut Französisch sprach! Jeder hat sich angestrengt, damit ich (alles) verstehe.
Zweimal am Tag hatten wir eine gemeinsame Gebetszeit und einen Kurzvortrag, gefolgt von einer Stunde Besinnung, dann eine Zeit des Austausches in einer kleinen oder großen Gruppe. Das war der Vorteil davon, dass wir so wenige waren.
Am Samstagmorgen hat Frank uns mit einer Giraffe und einem Wolf in die gewaltfreie Kommunikation eingeführt. Diese beiden Tiere haben unterschiedliche Blickwinkel auf eine vorgegebene Situation. Die beiden müssen sich anstrengen, um eine gemeinsame Ebene der Kommunikation zu finden. In der darauffolgenden Besinnungszeit waren wir eingeladen, die Situationen der Anspannung nochmals zu lesen. Dabei sollten wir herausarbeiten, was wir in diesen Situationen empfanden und was unsere tiefen Bedürfnisse waren.
Am Samstagnachmittag hat Tim zu uns über die Ohnmacht und die Vergebung gesprochen. Das ist die charakteristische Haltung Jesu Christi am Kreuz. Das Zeugnis, das eine Ukrainerin über die Verwandlung ihrer Stadt infolge der Spannungen mit den Russen geschrieben hat, war sehr ergreifend. In bestimmten Situationen können wir nichts machen, wir müssen es in Demut akzeptieren. Was können wir diesen Menschen sagen, die Ungerechtigkeiten erleben – wir, die wir in Freiheit in unseren Ländern leben?
Am Sonntag hat Beate zu uns über Versöhnung und Heilung gesprochen. Je näher wir der Kommunion (Gemeinschaft) sind, desto mehr erfahren wir Freude und Frieden. Was geschieht in mir in einer gegebenen Situation? Was können wir beitragen?
Die freien Zeiten zwischen 12 und 14 Uhr sowie nach dem Abendgebet waren sehr gesellig. Ich war besonders von dem Interesse der Teilnehmenden berührt, die wissen wollten, was seit unserem Nationalkongress geschehen ist. Auch war ich überrascht, dass viele sich dafür interessierten „Vie Chretienne“ zu abonnieren. Am Ende des Wochenendes war ich sehr glücklich zu sehen, dass die anwesenden französisch sprechenden Mitglieder der GCL sich mit der Region Paris treffen wollen, um spirituelle und kulturelle Wochenenden zusammen zu verbringen: Wer wird wohl aus der Region Paris interessiert sein?
Marie-Emmanuelle Reiss, mer123ci@aol.com