An einem warmen Juniwochenende lud die CVX Alsace, die GCL in der Region Elsaß zu einer „Fête des voisins“, einem „Nachbarschaftsfest“ in das Centre Saint Thomas, ein Bildungshaus der Bistums in Straßburg ein. 60 GCler aus verschiedenen Regionalgemeinschaften Frankreichs, aus Deutschland, Luxemburg, Belgien und der Schweiz leisteten der Einladung gerne Folge.
Das Wochenende stand unter dem Thema „Das Gesicht Christi – in unserem Leben, in unseren Städten, in unserer Gemeinschaft“. Das zentrale Motiv war ein Fenster der Straßburger Kathedrale („Le Christ aux cent visages“ – Christus in 100 Gesichtern), in dem eine Christusdarstellung von Hans Memling aus dem 15. Jahrhundert aus zahlreichen Gesichtern einzelner Menschen neu gestaltet wurde. So bildete sich der Impuls, das Gesicht Christi in der Stadt und in den Begegnungen zu suchen und zu finden den roten Faden des Wochenendes.
Nach einer kurzen Einstimmung am Samstagmittag machten wir uns in Gruppen mit 7-8 Personen aus unterschiedlichen Ländern auf zu einem spirituellen Spaziergang zu unterschiedlichen Orten Strasbourg: in die Stadt, in die Kathedrale, zum Garten der zwei Ufer, der Strasbourg und Kehl verbindet, in eine große evangelische Kirche oder ins Europaviertel. Während des Spaziergangs gab es an mehreren Stationen kurze Erklärungen, eine Bibelstelle, eine Zeit der Stille und dann die Gelegenheit zum Austausch. Obwohl wir uns vorher nicht gekannt hatten, ergaben sich sehr persönliche und tiefe Gespräche über die Erfahrungen auf dem Spaziergang, über den eigenen Weg in der GCL, über die Rolle, die die ignatianische Spiritualität für unser Leben als
Europäer spielen kann.
Nach der Rückkehr stellten die einzelnen Gruppen im Plenum ihre Ergebnisse vor – manche mit einer kurzen Spielszene oder Pantomime, andere berichteten einfach nur mit einigen Fotos von ihren Erlebnissen. Fast alle erzählten, wie die langsame, spirituelle Begegnung mit Orten, die man sonst vielleicht eher mit den Erläuterungen einem Reiseführer als mit einer Bibelstelle besichtigen würden, ihnen einen anderen, tieferen Blick ermöglicht hat. „Ich habe noch nie so viel Zeit in der Kathedrale verbracht- Ich habe dort noch nie so viel gesehen“.
Am Abend bot sich dann bei einem „internationalen Picknick“ mit mitgebrachten Spezialitäten aus allen Ländern und einem Bunten Abend die Gelegenheit, sich auch in entspannter Atmosphäre zu begegnen.
GCLer aus Strasburg und Umgebung stellten mit großer Gastfreundschaft ein Nachtquartiere zur Verfügung und so ergaben sich abends und am nächsten Morgen noch viele spannende Gespräche (und kurze Nächte).
Der Sonntag folgten – nach dem Morgengebet – Berichte aus den einzelnen National- und Regionalgemeinschaften. So sprachen französische Regionen und die Diözesangemeinschaft Freiburg von Offenen Treffen, die sie für Interessenten anboten, die Luxemburger stellten Projekte mit Flüchtlingen vor, die GCLer aus der Schweiz und aus Belgien erzählten von den Herausforderungen und Chancen, die die Mehrsprachigkeit in ihrem Land auch für die GCL mit sich bringt.
In einem anschließenden Austausch in der gleichen Kleingruppe wie am Vortag konnten wir auf das ganze Wochenende zurückschauen. Dabei wurde in vielen Gruppen deutlich, dass viele in den Tagen erfahren hatten, dass es kein Treffen von GCLern aus verschiedenen Regional- und Nationalgemeinschaften waren, die sich hier begegneten, sondern Mitglieder, Weggefährten in einer Gemeinschaft, die vielleicht sogar eine gemeinsame Sendung in einem Europa des wachsenden Nationalismus hat. Als Ergebnis der Auswertung in der Gruppe konnte man den Delegierten für das Welttreffen auf einer Postkarte eine Nachricht mitgeben, die man ins das Welttreffen einbringen wollte – sei es ein Segenswunsch, eine Ermutigung oder auch ein Aspekt, der der jeweiligen Gruppe auch für die ganze Weltgemeinschaft bedeutungsvoll erschien.
Nach dem Mittagessen und einer entspannten Mittagspause, die viele Park des Centre Saint Thomas verbracht, bildete eine lange, ruhige Eucharistiefeier mit vielen meditativen Elementen wie einer Bildbetrachtung und der Aussendung der anwesenden Delegierten für das Welttreffen in Buenos den Abschluss des Nachbarschaftsfests.
„Ce n’est qu’un revoir“ – „wir sagen uns bloß auf Wiedersehen“ – so stand es zum Abschluss im Programmheft für das Wochenende! Aus bisher kaum bekannten GClern aus den Nachbarländern sind auf diesem Wochenende Freunde, Weggefährten geworden, die sich sicher gerne wiedersehen werden. Ob in Deutschland, Frankreich, Luxemburg, der Schweiz oder Belgien – es wird sicher bald wieder ein solches „Nachbarschaftsfest“ geben! Es lohnt sich!
Liebe Angelika, habe herzlichen Dank für Deinen Bericht über das Treffen aus Straßburg. Ich halte es für einen absolut wichtigen und richtige Schritt in der GCL, über die eigene Gruppe hinaus solche Treffen zu gestalten und dazu einzuladen, natürlich auch, sie zu besuchen. Auf diese Weise kann die „größere Gemeinschaft“ in ihrer Tiefe erlebt werden, auch und gerade von denen, die nicht auf einer Leitungs- oder Delegiertenebene engagiert sind. Diese Treffen zeigen: die GCL ist in der Postmoderne angekommen! Gut so, wenn sie auch in Deutschland überleben will – ohne damit den wirklich großen Wert der eigenen Gruppe schmälern zu wollen. Aber GCL ist nun wirklich mehr als die eigene Gruppe!
Herzlichen Dank für diesen Bericht und für die, die dort waren. Das aufmerksame Wahrnehmen und Verweilen an Orten ist etwas sehr schönes, das habe ich auf der letzten Konferenz auch bei den J-GCL angeboten. Es kam sehr gut an! Mich berührt dieses Nachbarschaftstreffen auch, weil es das in Europa braucht – immer wieder und immer neu: sich treffen, sich kennenlernen, sich befreunden! Viele Grüße! Frank Beyersdörfer