GCL „Migrations“-Wochenende: 9.-11. März 2018

Am 9. März reisten die Teilnehmer in Ettlingen an und abends waren zwei Weisse Schwestern eingeladen. Seit Oktober 2017 wohnen diese in Karlsruhe und haben den Auftrag gemeinsam mit zwei Weissen Vätern eine Seelsorge für Flüchtlinge aufzubauen. Wir sahen Parallelen in unseren Suchwegen und luden Sie deshalb für den Freitagabend zum Abendessen und zum Austausch ein.

WE_Migr_TischAm Ende blickten wir alle sehr dankbar auf diesen Austausch über die Gemeinschaften hinweg. Nach einer kurzen Vorstellrunde und einem Tischgebet, stärkten wir uns bei Suppe und Brot. Danach spürten wir der Frage nach, was uns bei der Frage „Herr, wohin sollen wir gehen?“ anrührt und tauschten uns dazu aus. Ein anderes Thema war, dass es wichtig ist immer aus den Werten die Normen entstehen. Oft werden Normen hochgehalten und die zugrundeliegenden Werte geraten in Vergessenheit.

Beeindruckend fand ich als die Schwestern sagten, dass sie aus Solidarität in Afrika auf die Messe verzichteten. Weil  es dort nicht genügend Priester für alle Landstriche gab und viele Gläubige auf die regelmäßige Messe verzichten müssen. Von den vier Teilnehmern kamen zwei aus Österreich und so kam uns auch der Gedanke, ob wir eine gemeinsame D-A-CH-Sendung statt einer Sendung für die GCL Deutschland suchen sollten. Wir tauschten uns viel über unsere Verhältnisse zu den Fremden und Flüchtlingen aus. Da schon einige Afrika-Erfahrung hatten, konnte auch immer wieder der Blick auf die Menschen und Kulturen dort gegeben werden.

Es stellte sich die Frage „Mit welcher Motivation wende ich mich Flüchtlingen zu?“. Wenn es die Liebe Christi ist, wird mein Engagement Bestand haben. Wir ermunterten uns gegenseitig ins Gehen zu kommen und mutig den ersten Schritt zu tun, dazu ist es wichtig die eigene Geschichte zu kennen und aufzuarbeiten.

Wir waren uns einig, dass es wichtiger ist die Dinge zu unterstützen, die es schon gibt statt krampfhaft Neues zu entwickeln. Interessant war auch die Feststellung, dass wenn wir sagen „ich gehe an die Ränder“, dass wir uns damit über die Anderen erheben – als normativ – und meinem Mitmenschen nicht auf Augenhöhe begegne. Es ist wichtiger die gemeinsame Mitte zu suchen statt „an die Ränder zu gehen“.  Es ist eine wichtige Aufgabe die gemeinsamen Schnittmengen zu suchen. Nach  einem gemeinsamen Tagesrückblick verabschiedeten wir die beiden Schwestern.

Am Samstag nach dem Morgenlob und dem Frühstück erstellten wir in einer persönlichen Gebetszeit eine LifeTimeLine zur Frage „Wie kam ich zur Flüchtlingsarbeit?“ „Welche Erfahrungen habe ich dort gemacht: stärkende oder solche, die mir Energie rauben?“ Daraus leiteten wir Hoffnungen und Sehnsüchte ab und schrieben sie auf  Kärtchen. In einer anschließenden Anhörrunde erzählten wir uns das Geschenkte und klebten die Kärtchen zusammen an eine Wand.

Nach dem Mittagessen suchten dann jede/r nach Bibelstellen, die die eigene Sehnsucht am besten beschreibt. Es waren sehr unterschiedliche Bibelstellen, die wir uns dann vorstellten. Im Austauch stellten wir dann fest, dass es wichtig ist weiter Netzwerke zu entwickeln. Dabei sollte auch stets die Frage sein: „Wem dient das Netzwerk und für was ist es da?“. Danach hatten wir nochmal eine stille Zeit mit einigen Texten vom Libanon-Treffen 2013.  Am Abend machten wir einen ausführlichen Spaziergang und besuchten einen „syrischen Abend“ bei dem es köstliche Speisen zum Abendessen gab, die von syrischen Familien zubereitet waren.

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Am Sonntagmorgen feierten wir eine Hausmesse in unserem Wohnzimmer, das erste Mal ein Gottesdienst in unserem Haus. Dieser Gottesdienst zu siebt bei uns war sehr verbindend.  Danach gab es Frühstück und wir sammelten Vorschläge, die wir dem Nationalvorstand der deutschen GCL schicken wollten.

(Foto von rechts: Karl Jurek, Harald Klein, Rudolf Gumberger, Maria-Anna Gutte, Ulrich Treipl, Ingrid&Patrick Jutz)

Immerhin gab es am Ende des Wochenendes fünf Vorschläge, die wir dem Nationalvorstand schicken werden. Kreativ und mit spielender Leichtigkeit reihte sich eine Idee an die andere. Bei der abschließenden Blitzlichtrunde wurde sehr viel Dankbarkeit für das Zusammensein an diesem Wochenende sichtbar. Zufrieden und erfüllt traten alle den Heimweg an und wir sind gespannt wie es mit dem Thema „Migration“ in der deutschen GCL weitergeht.

Wer sich für das Thema interessiert, kann sich melden bei:

Patrick Jutz, patrick.jutz@gcl-freiburg.de

(die Fotos stammen von Urlich Treipl)

 

Herr, wohin sollen wir gehen?

Die GCL Deutschland auf der Suche nach der Sendung beim Thema „Migration“

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ACHTUNG: Änderung des Ortes
Weil sich bisher leider nur fünf Personen angemeldet haben, wollten wir der GCL Geld sparen und haben das Haus frühzeitig abgesagt. Wir werden uns aber trotzdem treffen, nur eben privat in Ettlingen. Da unsere Kinder alle ausgezogen sind, haben wir derzeit ausreichend Gästebetten 😉
Kurzentschlossene melden sich bitte unter(verl. Anmeldeschluss 22.02.):
dioezesanstelle@gcl-freiburg.de

Herzliche Grüße
Ingrid & Patrick Jutz
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An diesem Wochenende wollen wir den Prozess unseres Engagements mit Flüchtlingen in den Blick nehmen.
Wir schauen auf den Weg des Einzelnen und darauf wie eine gemeinsame Unterstützung der Sendung geschehen kann.

Beginn:      Freitag,       9. März 2018, 18.00 mit dem Abendessen
Ende:         Sonntag,     11. März 2018, 12.00  nach reichhaltigem Frühstück
Ort:            VCP Hessen, Johannisberg 12, 61231 Bad Nauheim

Beitrag Erwachsene:   85 Euro
Beitrag Kinder:             35 Euro  (Kinderbetreuung: ab 5 Jahre)

Leitung:     Maria-Anna Gutte, Ingrid Jutz, Patrick Jutz

Anmeldeschluss:         30. Januar 2018

mehr Details s. angehängtem Flyer

Flyer_GCL_D_Migrationssuche.pdf

 

Update: Herr, wohin sollen wir gehen?

ACHTUNG: Änderung des Ortes

Weil sich bisher leider nur fünf Personen angemeldet haben, wollten wir der GCL Geld sparen und haben das Haus frühzeitig abgesagt. Wir werden uns aber trotzdem treffen, nur eben privat in Ettlingen. Da unsere Kinder alle ausgezogen sind, haben wir derzeit ausreichend Gästebetten 😉

Kurzentschlossene melden sich bitte unter(verl. Anmeldeschluss 22.02.):
dioezesanstelle@gcl-freiburg.de

Herzliche Grüße
Ingrid & Patrick Jutz

Gruppenstarter-Schulung: 23.–24.02.2018

Beginn:           Freitag, 23.02.18 um 18.00 Uhr mit dem Abendessen

Ende:              Samstag, 24.02.18 gegen 17.00 Uhr

Referenten:     Roberto Piani und Wolfgang Giese

Ort:                  Bildungshaus Bruder in Mosbach-Neckarelz

Kosten:           Übernachtung und Verpflegung im EZ 85 €, im DZ 72 €

                         zzgl. Kursgebühr 30 €

                        Die GCL Freiburg gibt allen Teilnehmern mit Wohnsitz in der

                        Erzdiözese Freiburg einen Nachlass von 50 €

 

Es sind auch Interessierte aus anderen Diözesen herzlich eingeladen und ggf. kann es auch bei den dortigen GCL Gemeinschaften einen Nachlass geben, bitte fragen Sie dort an. Das Wochenende findet nur statt, wenn sich zehn Teilnehmer anmelden.

Anmeldung:    bis   1. Dezember 2017 an dioezesanstelle@gcl-freiburg.de

Details zu den Inhalten und der Anreise im Anhang.

Gruppenstart-Schulung-Anschreiben

Treffen des europäischen Migrations-Netzwerkes vom 7.-9. April 2017 in Barcelona

servir en las fronteras

heißt auf Deutsch an den Grenzen dienen; mit diesem Satz auf einem Armbändchen wurden wir in Barcelona begrüßt, wo wir uns mit 15 anderen Gesandten aus Europa trafen. Mit diesem Motto ist schon der Sinn dieses Treffens umrissen: Wie können wir gemeinsam im Dienst an Flüchtlingen und Migranten wachsen und uns dabei gegenseitig unterstützen?

Für uns beide war es schon grenzwertig, nur für ein Wochenende nach Barcelona zu fliegen. Und den Bekannten, denen man gleich noch erklärt, dass wir weder am Strand sein noch die Kirche „familia sagrada“ besuchen werden, kommt es dann richtig spanisch vor.  So war dieses Wochenende auch ein Dienst aber mit vielfältiger Bereicherung und Stärkung. Es wurde uns beiden deutlich, was es in Europa für die GCL heißt ein „Leib mit vielen Gliedern“ zu sein und insbesondere ein „apostolischer Leib“.

Die 17 Teilnehmer/innen dieses Treffens aus 10 Ländern (Spanien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Malta, Polen, Schweden, Großbritanien,Deutschland) erzählten sich gegenseitig, welche Aufgabe im Zusammenhang mit Flüchtlingen sie übernehmen, welche Schwierigkeiten sie dabei mit diesem Thema haben, welche Ideen und Projekte gewachsen sind.  In Spanien wird das Leben einer „Willkommenskultur“ als nationale GCL-Aufgabe gesehen und man hat zum Ziel mehr mit den Jesuiten zusammenzuarbeiten. Die Franzosen sind sehr aktiv in vielen Projekten und stellten in der Runde die Frage „Wie kann man in GCL-Gemeinschaft schnell eine gemeinsame Antwort finden?“, noch dazu wenn es 7000 Mitglieder sind. In Luxemburg organisiert die GCL in zwei Gästehäusern für minderjährige Flüchtlinge eine Freizeit an der Mosel, bei der junge Erwachsene (21-35 Jahre) die Aufsicht haben. Hierzu können sich auch französische sprechende junge Erwachsene aus Deutschland eingeladen fühlen, ein Einsatz dauert fünf Tage. (Interessenten können sich melden bei: arausch@pt.lu) In Österreich hat sich die letzten Jahre sehr viel entwickelt. Es startete mit der Frage „Was braucht es?“ und bis heute haben sich daraus verschiedene Aktionen entwickelt. So wurden Postkarten an alle GCL zum Flüchtlingsthema verschickt, es gibt einen monatlichen Gebetsimpuls auf der GCL-Homepage und es werden Infos via email verteilt. Das Netzwerktreffen in Linz im Februar war gut besucht. In Malta ist der Jesuiten-Flüchtlingsdienst sehr aktiv und es wurde der päpstliche Vorschlag „einer Flüchtlingsfamilie in jeder Gemeinde Wohnung bieten“ aufgegriffen. In Polen haben vor vier Jahren Flüchtlinge immer bei Jesuiten in Warschau um Hilfe gebeten, dieser Örtlichkeit haben sich GCLer angeschlossen und unterstützen Flüchtlinge auf vielfältige Weise. In Italien bietet die nationale GCL in Rom Flüchtlingen eine Unterkunft und in Rom, Neapel und Palermo bieten Jesuiten und GCL gemeinsam ein Freiwilligenprojekt an. In GB ist derzeit der Brexit ein traurig vorherrschendes Thema und ich war beeindruckt, dass zwei GCLerinnen aus GB sich auf den weiten Weg nach Barcelona aufgemacht hatten. Dass Schweden trotz des noch laufenden GCL-Anerkennungsprozesses eine Vertretung nach Barcelona schickte, zeigte uns, dass auch im Norden Europas das Thema sehr wichtig genommen wird.

CLC_Migration_Network_Barca

Wir erlebten direkt, wie unterschiedlich die Gegebenheiten in den verschiedenen Ländern sind und wozu sich die einzelnen Nationalgemeinschaften berufen fühlen. Wie das Auge nicht die Aufgaben des Zwerchfells übernehmen kann und soll, so kann und muss keiner von uns seinen Dienst  vergleichen mit dem der spanischen, polnischen oder britischen GCL. Wir dürfen uns ergänzen und tun dies wie die Apostel als Gesandte Jesu.

Das spanische Migrationsteam, das im Wesentlichen aus Maria Morales besteht und von Adelaida La Casta unterstützt wurde, hatte sich 4 Arbeitsbereiche für unser europäisches Migrationsnetzwerk überlegt mit dazugehörigen Zielen, über die wir den ganzen Samstag nachdachten, diskutierten und berieten.

1) die Wahrnehmung und Kenntnis der Realität von Flüchtlingen erhöhen
–> Informationen aller Art zur Verfügung stellen, wo sich GCL-Mitglieder in Europa
informieren und berühren lassen können
–> hier scheint eine europäische Website wichtig, die mehrsprachig genutzt werden               kann

2) Unterstützung bei Unterscheidungsprozessen, wie in der Vorgehensweise des USUAL             –> es geht darum in den Nationalgemeinschaften und als euop. Gemeinschaft                  konkrete Antworten auf diesem Feld von Sendung zu finden; also wie reagieren                  wir als GCL-Gemeinschaft/en auf die Situation der Flüchtlinge?

3) Projekte auf europäischer Ebene (weiter)entwickeln                                                                –> hierbei soll sichtbar werden, dass wir nicht nur als Einzel“kämpfer“ im Einsatz sind,       sondern als „apostolischer Leib“ agieren, es geht auch darum, dass wir erfahren            können und zeigen, dass wir als Christen zum Dienst an den Menschen, die uns               brauchen, berufen sind.

4) sich auf europäischer zum Anwalt der Flüchtlinge und Migranten machen                   –> unsere Stimme als GCL-Gemeinschaft erheben gegen Verletzung der Menschen-         rechte und ungerechte Entscheidungen auf europäischer politischer Ebene.

Da wir ja kein politisches Aktionsbündnis sind, sondern eine ignatianische Gemeinschaft, gab es in diesem Austausch gleich viel Aufmerksamkeit für jedes Mitglied, sei es aus einer ganz jungen, noch gar nicht anerkannten Gemeinschaft wie z.B. Schweden oder aus einer Gruppe von nur 200 Mitgliedern in Britanien, die sich noch gar nicht gemeinschaftlich für Flüchtlinge engagiert oder aus den ganz massiv betroffenen Ländern wie Italien, Malta, Spanien und Frankreich. Und es gab natürlich Zeiten der Stille und des Gebets, um das Gehörte sinken zu lassen und dem Geist Gottes einen Raum für sein Wirken zu öffnen.

Andere Aspekte von Bereicherung, die wir in diesen zwei Tagen erfahren haben, waren die Unterbringung bei Vinzentinerinnen, mit einem fast paradiesischen Park rund um das Haus, von dem wir einen herrlichen Blick auf Barcelona hatten;  die gemeinsame geschwisterliche Feier des Palmsonntags mit weiteren 4 Personen, die hier ihre Exerzitien gerade beendeten und mit zwei Jesuiten, die auf englisch und französisch die Messe mit uns feierten; die Einladung durch die spanische GCL zu einem köstlichen Eis im Zentrum von Barcelona am Samstagabend; die Erfahrung der unterschiedlichen Lebhaftigkeit europäischer Menschen und wie inspirierend sich das ergänzen kann.

Bisher war das GCL-Netzwerk „Migration“ von der spanischen GCL geleitet worden (Maria Morales) und es wurde entschieden, dass dafür zukünftig ein CORE-Team gebildet werden soll. Darin mitarbeiten werden Maria Morales(Spanien), Laura Scaglia(Italien), Nicole Amrouche(Frankreich)

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Foto: von links das CORE-Team Nicole, Maria und Laura mit Claudine Drochon (Euroteam)

Für uns als deutsche GCL geht nun die Frage weiter, was wir zum Thema Migration in den europäischen „Leib“ einbringen können, was unserem Charisma entspricht und welche Sendung wir in diesem Bereich erkennen. Es gibt viele einzelne GCLer/Innen, die sich für Flüchtlinge in ihrer Umgebung einsetzen, aber wie können wir uns darin als „ ein apostolischer Leib“ erfahren?

Ingrid und Patrick Jutz, Ettlingen

Mehr Vertriebene als Fluechtlinge

Seit dem 2. März bin ich im Ostkongo unterwegs. In Goma traf ich Jesuiten des JRS und durfte einige Tage deren Arbeit in Masisi und Umgebung kennenlernen. Dort gibt es zehn Camps mit vorrangig Vertriebenen, also Menschen, die vor Gewalt und Rebellen im Inland geflohen sind. Diesen Begriff kennen wir heute so in Deutschland gar nicht mehr. 

Ich werde weiter nach Bukavu reisen und darf dort im Exerzitienhaus übernachten. Und vielleicht klappt es ja auch dort CVX Bukavu zu treffen.

Weitere Infos unter:  www.Jutz.me

„Geben wir ihnen zu essen?“

Die GCL Österreich lädt GCL-Mitglieder und alle Interessierten an der Arbeit und dem Leben mit Flüchtlingen ins Jugendgästehaus in Linz ein. Wesentliche Elemente sind:

  • thematische und spirituelle Impulse
  • Zeiten der persönlichen Reflexion
  • Anhör- und Gesprächsrunden
  • Verknüpfung des Alltages mit dem spirituellen Erleben

Termin:                         24. – 26. Februar 2017

Anmeldung bis 19. November 2016 an anmeldung@gcloe.at

Kosten und weitere Details im angehängten Flyer.

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„Ich fange an – Ängste und Vorsorge für das Lebensende“

Am 8. Oktober trafen sich Menschen der GCL-Gemeinschaft der Region Karlsruhe-Ettlingen-Rastatt, um sich mit einem sperrigen Thema zu beschäftigen:

p1040588Seit Jahren nehme ich mir vor eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht auszufüllen. Aber irgendwie liegen die Formulare immer noch unausgefüllt auf meinem Schreibtisch. Es gibt darin so viele Fragen und ich weiß nicht, ob ich darauf schon meine Antworten habe und wie finde ich diese?

Bei Kaffee und Tee kam man locker an und konntep1040585 sich noch kurz erzählen, was sie gerade bewegt. Diese Gespräche waren dann so ausführlich, dass wir etwas verspätet angefangen haben. Wir waren froh zwei Fachleute in unseren Reihen zu haben, eine Ärztin und ein Arzt. So begann unser Samstagnachmittag mit einem Infoblock, bei dem die Fachbegriffe erläutert und manche Beispiele dazu erzählt wurden.

Danach gab es wichtige Impulsfragen:

Was ist mir wichtig?               Im Leben.  –  Im Sterben.

Sterben gehört eindeutig zum Leben und kann nicht vom Leben getrennt betrachtet werden. Also ist vermutlich das, was mir im Leben wichtig ist, auch im Sterben wichtig.

Was entspricht eher meiner Grundpersönlichkeit?

Der Spatz in der Hand? Oder die Taube auf dem Dach?

Will ich meinem Leben mehr Tage geben oder will ich meinen Tagen mehr Leben geben?

Was macht mir Angst?           Warum? Durch ein Erlebnis? Oder ist es eine Vorstellung?
Was davon kann ich eventuell durch Nachfragen, Klärung, Besprechen reduzieren,
z. B. weil es auf Nicht-Wissen beruht?

Welchen Tod wünschen wir uns?  Unerwartet, schnell.Bedeutet das eventuell weniger Leiden?

Oder wäre mir die Chance auf Abschied wichtig. Bedeutet sie mir etwas?
Hat es eine Relevanz für mich, was das für meine Angehörigen bedeuten könnte?

Es gibt Werte zwischen verschiedenen Polen:
möglichst lang leben oder Selbstbestimmung am Lebensende bis zum dem Punkt, es auch selbst beenden zu dürfen.

Helfen mir andere Beispiele?

Menschen, die unter der Vorstellung einer Querschnittslähmung nicht beatmet, nicht operiert werden wollten. Und die sich dann doch anders entschieden haben.

Welche Gefühle habe ich, wenn ich von Menschen höre, die sich bewusst gegen Chemotherapie entscheiden, obwohl es ernstzunehmende Therapieangebote gibt.

Was bedeutet das Bild „…nach dem letzten Strohhalm greifen…“ für mich?

Welchen Sinn versuche ich in Leiden zu sehen? Kann es einen geben?
Ist es dann ein Fehler, Leiden zu lindern?

Die Impulsfragen halfen in einer persönlichen Gebetszeit die persönichen Ängste und p1040586Werte zu erspüren. In einer Anhörrunde teilten wir die Früchte dieser stillen Zeit und erfuhren so nochmal neue Impulse, da doch jede/r seine eigene Sicht auf die gleichen Themen hat. Mit dem Lied „Jesus lebt, mit ihm auch ich!“ beendeten wir den thematischen Teil und der Mittag klang bei einem gemeinsamen Vesper aus, hatten doch alle etwas mitgebracht, was zu einem abwechslungsreichen Büffet wurde.

Ich wurde vielfältig beschenkt. Zum einen fand ich zu diesem komplexen Thema einen neuen Zugang, ich muss mir meiner Werte klar werden und diese schriftlich festhalten. Dann haben es meine Lieben später leichter in meinem Sinn für mich zu entscheiden. Zum anderen erlebte ich wieder mal die Kraft des Teilens in einer Gruppe von Gleichgesinnten bzw. Gleichgläubigen. Es macht Mut zu sehen, dass man / frau mit manchen Fragen nicht alleine ist und Andere mir vielleicht schon voraus eine gute Antwort gefunden haben.

Danke an alle für die Offenheit und das Teilen.

Für alle die Ähnliches vorhaben, hier unser Einladungsflyer:

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amare…servendo – durch dienen lieben

Ich treffe hier bei den Gästen(Flüchtlingen) viele Muslime, nur wenige Christen. Mittags nach dem Mittagessen bieten Andrea und ich Brettspiele an, wir spielen „Dame“, „Mensch Ärger Dich nicht“ und „Trenta“. Am zweiten Sonntag hatten einige Mitglieder der benachbarten kath. Gemeinde die Männer aus unserem Zentrum zum Mittagessen eingeladen, es gab Spaghetti und die Nigerianer kochten nach Rezepten aus ihrer Heimat. Eine bunte Gesellschaft war zusammen und danach wurde noch getanzt.

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Gemeinsames Mittagessen der „Gäste“ in der Pfarrgemeinde

Sonntags fuhren wir Voluntäre nach Marina di Ragusa ans Meer und samstags schauten wir uns in Caltagirone wunderbare gut erhaltene Mosaike aus griechischer Zeit an. Es war schön, ein Auto zu haben und so am Wochenende etwas vom Land zu sehen. Die Landschaft ist sehr schön und die Temperaturen waren auch angenehm.

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Der Strand bei Marina di Ragusa

Die Konflikte zwischen den Flüchtlingen im Zentrum nahmen zu und die Stimmung wurde schlechter. Die Gründe waren sehr unterschiedlich. Die meisten Gäste sind Nigerianer und bekommen vermutlich einen negativen Bescheid, da sie als Wirtschaftsflüchtlinge gelten. Das Taschengeld war immer noch nicht da und im OG waren zwei von vier Duschen nicht nutzbar. Freitags versammelten sich plötzlich viele Gäste vor dem Büro, es wurde laut. Die Leiterin kam aus dem Büro, und im Flur fand dann plötzlich eine Diskussion darüber statt, warum immer noch kein Taschengeld ausbezahlt wird. Die Gäste vermuteten, dass die Leiterin das Geld gar nicht ausbezahlen will, weil angeblich in allen anderen Zentren das Taschengeld schon bezahlt wurde – alle zwei Monate sollte es bezahlt werden, hier wartete man nun schon fast drei Monate. Endlich am Montag wurden dann die Schecks ausgegeben und das Taschengeld konnte bei der Bank geholt werden. Wir haben nun schon zwei Wochen jeden Tag das Mittagessen im Zentrum eingenommen, es gab entweder Reis mit Soße oder Spaghetti mit Soße, sonst keine Abwechslung. Ich spiele nun fast täglich mit den Gästen Fussball, mal auf einem kleinen Steinplatz, mal auf einem großen Kunstrasenplatz, die Jungs gingen bisher sehr rücksichtsvoll mit mir um, mein Alter wird respektiert 😉

Mittwochabend ist Bibelkreis bei den Jesuiten und dank einer Simultanübersetzung in englisch konnten wir auch etwas verstehen. Wir hörten ein Kapitel aus dem Buch Tobit und fast eine Stunde las Cesare, der Jesuit, und erläuterte diesen Text. Nach diesem ersten Teil gehen die meisten aber ca. 12 Personen blieben noch da, die sehr persönlich ihre eigenen Erfahrungen erzählten, an die sie durch den Text erinnert wurden. Auch wir wurden eingeladen uns mitzuteilen. Mir fiel zu diesem Text ein Lebensthema ein: „begleiten und begleitet werden“, was ich auch in diesen Tagen hier in mehrfacher Hinsicht erlebe. Ich werde begleitet von der Gruppe der GCLer und ich begleite zeitweise andere Menschen, seien es Operator, Gäste oder jemand aus unserer Gruppe..

Da wir als Freiwillige in der Flüchtlingsarbeit vorgestellt wurden lud uns die Italienerin Mariella ein sie am nächsten Dienstag bei einem anderen Dienst zu begleiten, den sie ehrenamtlich tut.

Dienstagmorgens holte uns Mariella ab und wir besuchten „vo.cri“ (Assocciazone di Volontario Christiano ONLUS), in dem 90 Freiwillige jede Woche von montags bis samstags arbeiten. Gegründet wurde dies am 29. Januar 1993 von Concetta. Diese alte Frau ist auch heute noch mit Stock im Laden und hilft mit. Aber es sind alle Altersklassen von Helfern vertreten, die pro Tag ca. 50 Familien und insgesamt ca. 300 Familien betreuen. Vor der Öffnung morgens wird bei 20 Bäckern um Backwaren gebeten, welche dann später ab 9.00 Uhr an die Hilfsbedürftigen verteilt werden. Daneben werden Kleider ausgegeben. Das Kleiderlager ist übervoll. Im Obergeschoss sind Räume für eine Hausaufgabenhilfe, in die 30 Kinder von dreizehn Nachhilfelehrern betreut werden. Salvatore führte uns durch das Zentrum, dessen Räume vom Bischof kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Vo.cri erhält kein Geld vom Staat und finanziert sich nur aus Spenden. Gemäß dem Aufruf des Papstes wurde in diesem Haus einer fünfköpfigen Familie aus Tunesien eine Wohnung gegeben. Mich berührte besonders das Motto der Gruppe „amare … servendo“ (durch dienen lieben). Auch wenn ich fast alles nur auf italienisch erklärt bekomme und vieles erraten muss, meine ich alles verstanden zu haben, es ist dieser klar spürbare Geist.

Sizilien hat seit 1998 sehr viele Flüchtlinge und die Menschen sind immer noch gastfreundlich und engagieren sich. Ich wünsche mir diesen Geist auch in meiner Heimat für die Zukunft.

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Heimfahrt von Siracusa

Auf der Heimfahrt von Siracusa erlebten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang. Obwohl die Landschaft manchmal recht karg ist, wachsen hier noch viele Pflanzen üppig . Über die vielen Farben können wir nur staunen. Es gibt so viele Farben und weniger Farben wäre sicher trister.

ankommen und aushalten

Sonntags kamen wir nach einer 90minütigen Busfahrt vom Flughafen Catania in Ragusa an. Wir erlebten noch Katarina aus Kroation und Pino aus Luxemburg, die am gleichen Abend abreisten. In Italien gibt es sehr viele Organisationen, die im Auftrag des Staates in der Flüchtlingsarbeit tätig sind. Die CLC Italien hat mit der kirchlichen Organisation „Fondazione San Giovanni Battista“ eine Vereinbarung getroffen, dass in drei Flüchtlingszentren in Ragusa für die Zeit von sechs Monaten jeweils sechs Freiwillige kostenlos mitarbeiten. Im November gehören wir nun zu diesen Freiwilligen und wir sind sogar sieben Personen, aus der Schweiz, Italien, Frankreich, Slowenien, Niederlanden und Deutschland. Montags besuchten wir zwei der drei Zentren, am Mittwoch das dritte Zentrum.

Bild_1: Die Freiwilligen erhalten eine Vorstellung des Flüchtlingszentrums durch den Leiter.

Bild_1: Die Freiwilligen erhalten eine Vorstellung des Flüchtlingszentrums durch den Leiter

Danach teilten wir uns auf die die drei Zentren auf. Zwei Frauen von uns gehen in ein Zentrum mit neun Frauen und drei Kindern, drei Andere fahren jeden Tag ca. 30 Minuten auf das Land in ein Zentrum, in dem 40 Männer aus Nigeria und Bangladesch wohnen. Ich bin der einzige Mann der Freiwilligengruppe und da sich die „Operator“ (Hauptamtliche) des Zentrums in Ragusa-Stadt mit 30 Männern aus Nigeria und Gambia einen Mann wünschten, gehe ich eben mit Andrea dorthin.

Es fällt mir sofort auf, dass die Flüchtlinge in den Zentren hier „Guests“ genannt werden und ich frage mich, warum wir bei uns in Deutschland viele Worte verwenden, aber nie „Gäste“ sagen und dazu passt folgender Text aus dem jüdischen Talmud:

Achte auf deine Gefühle, sie werden zu Worten.

Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Taten.

Achte auf deine Taten, denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie bilden deinen Charakter.

Achte auf deinen Charakter, denn er bestimmt dein Leben.

Es gibt in Italien zwei „Level“ der Unterbringung, in den ersten sechs Monaten sind es die CAS-Zentren, danach findet mehr Integration in den SPRAR-Häusern statt. Wir arbeiten in den SPRAR-Zentren mit mehreren Operators, wobei viele nur Teilzeit arbeiten. Die wirtschaftliche Situation in Sizilien ist schwierig und die Operator unseres Zentrums wissen, dass ihr Zentrum im Dezember geschlossen wird, es dient nur zur Spitzenabdeckung im Sommer. Die Operator haben dann erstmal keine Arbeit mehr. Auch die „Gäste“ wissen, dass ihr Zentrum im Dezember geschlossen wird und sie dann mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Absage zu Ihrem Antrag auf „documents“ erhalten. Dementsprechend ist die Stimmung in diesem Zentrum „Carducci“ bei den „Gästen“ eher depressiv, bei den Operators mehr trostlos. In dieser Situation ist es sehr schwer mit neuen Ideen zu kommen, weil es ja nicht mehr für sehr lange sein wird. Andrea und ich haben uns deswegen überlegt eher Zeiten der Begegnung anzubieten, z.B. einen Workshop „Brotbacken“, eine Stunde „Brettspiele“ oder kreatives „Postkartenerstellen“, dies müssen wir aber zuerst noch mit der Leiterin des Hauses absprechen. Gleich in der ersten Woche konnten wir ein Fußballduell der beiden Mannschaften der Männerunterkünfte erleben, bei dem es sehr engagiert zur Sache ging.

Bild_2: Fußballspiel der beiden Männermannschaften

Bild_2: Fußballspiel der beiden Männermannschaften

Alle „Gäste“ haben eine Krankenversicherungskarte, dies hat mich aufhören lassen, ist dies doch bei uns in BaWü nur im Gespräch, aber noch nicht umgesetzt. Das Mittagessen wird mittags von einer Kantine gebracht, wir Freiwillige essen dies auch. Ich habe schon diverse Kantinenessen erlebt und man wird auch von diesem satt, aber sehr geschmackvoll ist es nicht. Dies wird auch dadurch bestätigt, dass max. die Häfte der Bewohner das Mittagessen einnimmt und die Stimmung bei der Essensausgabe bisher täglich sehr gereizt war.

Ich hatte bisher Gespräche mit Männern aus Gambia und aus Nigeria. Alle sprechen sehr positiv von Deutschland, haben aber auch viele falsche Vorstellungen und Infos. Es kursieren Gerüchte, bei denen ich oft nicht weiss, ob ich nur den Kopf schütteln soll oder mir wieder die Mühe der Richtigstellung mache, meistens tue ich beides nur die Reihenfolge ändert sich manchmal. Sehr berührt hat mich der öfters gehörte Satz „ich fühle mich faul, aber ich bin nicht faul“, von Männern, die gerne arbeiten würden aber nicht dürfen. Irgendwann erfahre ich, dass Andere es eben trotzdem tun.

Am Sonntag findet ein Fest in der katholischen Pfarrgemeinde statt, dort wird italienisch gekocht und die Nigerianer werden Rezepte aus Ihrem Land zubereiten. Wir sind dazu eingeladen und ich freue mich schon darauf.

In dieser ersten Woche habe ich gelernt, dass wir hier keine großen Dinge bewegen werden. Aber wir können im Kleinen da sein, für eine kurze Zeit Gespräche führen, miteinander lachen und so vielleicht nur wenige Minuten diese Hoffnungslosigkeit gemeinsam vergessen. Wir dürfen einfach nur da sein.